Hunderte Frauen und Männer setzen sich im Kreis Viersen täglich für Menschen in Not ein und erleben bei Unfällen, Polizeieinsätzen oder anderen Gefahrenlagen Leid und Trauer hautnah.
„Kommt her …“ war die zentrale Botschaft des von Vertretern der Notfallseelsorge, des Deutschen Roten Kreuzes, des Kreisfeuerwehrverbandes, des Malteser Hilfsdienstes, des Technischen Hilfswerkes und der Polizeiseelsorge vorbereiteten Gottesdienstes.
Am Gottesdienst nahmen insgesamt 26 Helferinnen und Helfer aus den beiden THW Ortsverbänden Kempen und Viersen teil.
Der Einladung waren 200 Männer und Frauen gefolgt, die eine ermutigende Stunde erlebten, die auch Zeit und Raum für die eigenen Erlebnisse ließ. Für jede Organisation wurde stellvertretend eine Kerze auf dem Altar gestellt. In seiner Begrüßung bedankte sich Andreas Bodenbenner von der Notfallseelsorge für das große Interesse und die Mitwirkung aller Beteiligten an diesem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst.
Ein Notfallseelsorger und ein Polizeibeamter berichteten von zwei Einsätzen und schilderten ihre Erfahrungen, wie Betroffene Leid und Ohnmacht erleben und wie sie in diesen Situationen von Menschen aus den Hilfsorganisationen begleitet werden. Das Einholen dieser Lebenswirklichkeiten rief im Gottesdienst einen emotionalen Moment hervor, Betroffenheit war zu spüren.
„Die allermeisten Einsätze verkraften die Helferinnen und Helfer als reine Routine. Aber dann kommt der Einsatz, bei dem ein Vater von drei Kindern stirbt. Wer und was gibt dann die nötige Kraft?“ Zu diesen Gedanken wurde ein Bibelwort in Bezug gebracht und vorgetragen. In der Auslegung sprachen
Polizeipfarrer Michael Hennen und Polizeipfarrerin Bianca van der Heyden von der Nähe und Ermutigung Gottes. „Gott ruft uns zu: Kommt her…“
Das niemand alleine ist verdeutlichte sich in der anschließenden Aktion: Jeder Teilnehmer erhielt zu Beginn des Gottesdienstes ein kleines Stück Seil, das nun zu einem großen Netz geknüpft wurde. Dieses Netz symbolisierte den Netzwerkgedanken und die große Gemeinschaft aller Einsatzkräfte.
In den von Martin Schumann (Notfallseelsorge-Team) eingeleiteten Fürbitten baten die Vertreter der beteiligten Organisationen für Mut und neue Kraft für den Dienst und für das eigene Leben. Die Jugendgruppe des DRK aus Brüggen hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen. Mit einem Flash-Mop zur Musik von Santiano sangen sie einen selbstgetexteten „Blaulichtsong“.
Dankende Worte fand auch Bürgermeister Herbert Winzen, der in seiner kurzen Rede die ehrenamtliche Arbeit der vielen Einsatzkräfte im Kreis Viersen anerkennend in den Mittelpunkt stellte.
Der Gottesdienst wurde beendet mit dem Segen, den der evangelische Pfarrer Martin Schumann und der katholische Pfarrer Michael Hennen gemeinsam aussprachen.
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von der Kreisfeuerwehrkapelle Viersen.
Im Anschluss an diesem einfühlsamen und ermutigenden Gottesdienst verblieben dann alle zum gemeinsamen Gespräch und Austausch in der Begegnungsstätte in Niederkrüchten.
Thema Notfallseelsorge im Kreis Viersen:
Notfallseelsorge versteht sich als „Erste Hilfe für die Seele“
Menschen, die einen Verlust eines Angehörigen erleben, einen Unfall miterleben oder eine andere Krise erleiden, machen die Erfahrung, dass der Boden unter ihren Füßen wankt. Sicher Geglaubtes geht verloren, Lebensentwürfe zerbrechen. Notfallsituationen sind Schnittstellen des Lebens, an denen Fragen nach Sinn und Schuld aufbrechen. Deshalb versteht sich NFS als ein Bindeglied in der Rettungsdienstkette, um psychisch traumatisierten Menschen erste Verarbeitungshilfen zu geben und sie in der ersten Schocksituation zu stabilisieren. Diese schnelle und unmittelbare Begleitung soll helfen, spätere Probleme zu mindern.
Es besteht eine intensive Kooperation mit Polizei, Rettungsdiensten, Notärzteschaft und weiteren für die NFS wichtigen Organisationen.
Internet: www.notfallseelsorge-west.de